Windenergieregion Nordost.

Das Energieland für ganz Deutschland.

Die Produktion von Energie und deren Transfer hat eine zunehmende Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Ausweisung neuer Windeignungsgebiete und der Netzausbau bilden dabei die Basis für weiteres Wachstum.

Windenergie sorgt für Energieversorgung

Die Windenergie ist als Teil des Energiemixes ein wesentlicher Baustein der Energieversorgung und wird in Zukunft den wohl größten Anteil zur Erzeugung erneuerbarer Energien beitragen. Im Onshore-Bereich sind in der Nordost-Region (MV) derzeit 1.850 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 3.567 Megawatt installiert (Stand: 31.12.2021, Quelle: Deutsche WindGuard GmbH).

Im Offshore-Bereich sind aktuell vier Windparks mit 232 Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 1.096 MW in BetriebEnBW Baltic 1 mit 21 Windenergieanlagen (Gesamtleistung 48,3 MW) und EnBW Baltic 2 mit 80 Anlagen und einem jährlichen Ertrag von rund 1,2 Milliarden kWh - das entspricht die Versorgung von rund 340.000 Haushalte im Jahr. Der Offshore-Windpark Wikinger von Iberdrola erstreckt sich über eine Fläche von rund 34 km². 70 Windenergieanlagen mit je 5 MW wurden dafür installiert. Das Offshore-Windparkprojekt Arkona mit 60 Windenergieanlagen von RWE, Equinor und der Credit Suisse Energy Infrastructure Partners AG ist 2019 in Betrieb gegangen und versorgt mit einer Leistung von 385 MW nun allein jährlich rund 400.000 Haushalte mit grünem Strom. Der Offshore-Windpark Arcadis Ost 1 (247 MW/ Parkwind NV) nordöstlich von Rügen wurde Ende 2023 fertiggestellt (Stand: 31.12.2023, Quelle: Deutsche WindGuard GmbH).

Weitere Offshore-Windparks wie Windanker (300MW/Iberdrola) und Gennaker nördlich vom Darß (927 MW/Skyborn) sind in der konkreten Planung. Der Offshore-Windpark Baltic Eagle (476,25 MW/Iberdrola) befindet sich derzeit in Bau. Hinzu kommt das sich in der Entwicklung befindliche Nationale Offshore-Testfeld vor Warnemünde.

Insgesamt werden in Deutschland bereits über 60.000 Megawatt aus Windenergie gewonnen (Stand Dez. 2021). Um den Strom aus dem Norden zu den Großverbrauchern in die Ballungszentren zu transportieren ist ein weiterer Leitungsausbau notwendig, der weitere Investitionen im Land generiert.

Netzausbau als Basis der weiteren Entwicklung

Interaktive Karte Netzentwicklung 50 Hertz
Foto: © 50Hertz Transmission GmbH

Die Energiewende nimmt weiter Fahrt auf. In 2012 wurde durch den zuständigen Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz die sogenannte „Windsammelschiene“ (380-kV-Nordleitung) zwischen Schwerin und Hamburg in Betrieb genommen. Seitdem wurde das Netz in MV stetig weitergeplant. Auf einer Länge von 88 Kilometern verbindet die Windsammelschiene die Umspannwerke Görries in Schwerin und Krümmel bei Hamburg. Sie transportiert den überwiegend durch Windkraft erzeugten Strom von der verbrauchsschwachen Küstenregion in den Großraum Hamburg und fördert den Ausbau der Windenergie an Land und auf See.

2011 und 2015 wurden die Offshore-Trassen Baltic 1 und Baltic 2 in Betrieb genommen, um den Strom der Gleichnamigen EnBW Windparks an das Übertragungsnetz anzuschließen. Die Trassenlänge beträgt zusammen 136km, davon nur 16 an Land.

Ein weiteres Offshore-Projekt Ostwind 1 ist ebenfalls bereits in Betrieb und verbindet die Windparks "Wikinger“ und "Arkona" über zwei Offshore-Plattformen mit dem Umspannwerk Lubmin in der Greifswalder Bucht. Im Projekt Ostwind 2 werden die nahegelegenen Windparks "Arcadis Ost 1" und "Baltic Eagle" an das deutsche Höchstspannungsnetz angeschlossen. 50Hertz plant gemeinsam mit den Windparkbetreibern den Bau von zwei weiteren Offshore-Plattformen und drei 220-kV-Wechselstrom-Seekabelsystemen (Stand Mai 2020, Quelle: 50Hertz Transmission GmbH).

Windenergie-Industrie Produkte und Dienstleistungen für den Weltmarkt

Die Windenergie-Industrie hat sich in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren mit einer beeindruckenden Dynamik entwickelt. Von der Projektentwicklung und Konzeption über die Produktion und Zulieferung bis hin zu Service und Wartung on- und offshore finden sich national und international tätige Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette vor Ort, ob Fundament, Turm, Turbine, Gondel, oder Rotorblatt – alle Produkte werden hier hergestellt: „Made in MV“. Von hier aus bieten sich beste Möglichkeiten, eine international erfolgreiche Industrie aufzubauen, von der Küstenbundesländer aber auch Binnenländer mit starken Zulieferunternehmen profitieren.

Innovationen und neue Technologien für mehr Windenergie

Durch den stetig steigenden Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix ist es weiterhin notwendig, das Energiesystem an die dadurch entstehenden neuen Anforderungen anzupassen. So müssen beispielsweise parallel zum Netzausbau Anlagen zur Energiespeicherung entwickelt und errichtet werden. Das Demonstrations- und Innovationsvorhaben RH2®-Werder/Kessin/Altentreptow (RH2-WKA) in MV setzt genau hier an. Durch die Integration eines CO2-freien Energiespeichers in einen Windpark ist es möglich, zeitunabhängig und bedarfsgerecht Windstrom nachhaltig zur Verfügung zu stellen. Das deutschlandweit größte Wind-Wasserstoff-System der Firma Wind-Projekt liefert wichtige Erkenntnisse für zukünftige CO2-freie Regenerative Regelkraftwerke. Weiterhin kann das Energiesystem durch die Wasserstoff-, Sauerstoff- und Wärmenutzung die Bereiche Verkehr, Tourismus, Landwirtschaft und Industrie integrieren. RH2® steht für Regenerativen Wasserstoff (engl.: Renewable Hydrogen), also für aus Erneuerbaren Energien CO2-frei erzeugten Wasserstoff. Auch im Onshore-Windenergiebereich arbeiten die drei Windenergieanlagenhersteller eno energy, KENERSYS und Nordex aus Mecklenburg-Vorpommern an der stetigen Weiterentwicklung ihrer Produkte. Turbinen für Schwachwindstandorte, die Erhöhung der Megawatt-Leistung sowie die Verbesserung der Aerodynamik der Rotorblätter stellen dabei einen Teil der Innovationen dar.

Wissenschaft als Partner der Windenergieindustrie

Wissenschaftliche Partner der Windenergiebranche sind die Universitäten und Hochschulen des Landes MV. So unterstützt die Universität Rostock die Branche wissenschaftlich vor allem durch ihre Fakultäten für Maschinenbau und Schiffstechnik sowie Informatik und Elektrotechnik. Der 2014 gestartete Stiftungslehrstuhl für Windenergietechnik mit der Ausbildung von Windenergieingenieuren hat einen entscheidenden Mehrwert für das Wachstumscluster und kann bereits dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu decken. Weiterhin sind renommierte Forschungsinstitute wie das Fraunhofer Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik, Schifffahrtsinstitut Warnemünde e.V. sowie das Institut für Angewandte Ökosystemforschung maßgeblich an Forschung und Entwicklung beteiligt.

Vernetzung mit der Maritimen Wirtschaft und Seehäfen als Basis

Zur weiteren Entwicklung der Offshore-Windenergieindustrie ist eine moderne Hafeninfrastruktur die Basis. Denn der Erfolg von Offshore-Windparkprojekten hängt nicht unwesentlich davon ab, einen möglichst großen Anteil der Komponenten bereits an Land vorzufertigen. Nur mit einer gut ausgestatteten Hafenbasis ist es möglich, die Bauzeiten auf dem Meer zu verkürzen, die begrenzten Wetterfenster effizient zu nutzen und somit die Baukosten effektiv zu senken. Und nach erfolgter Installation des Windparks ist eine geeignete Landbasis als Ausgangspunkt für Betrieb und Wartung erforderlich, von der aus der Windpark gesteuert und die Wartungstrupps per Schiff oder Helikopter zum Offshore-Windpark gelangen können. Die Seehäfen des Landes – Rostock, Sassnitz, Wismar, Stralsund und Lubmin – bieten den Vorteil Kaikante und sind dabei, sich als Standorte für die Branche zu etablieren. Diese bieten als Installationshafen, Produktionshafen oder Schutzhafen die benötigten Offshore-Kapazitäten. Als Basishafen für den Bau des Projektes EnBW Baltic 2 und Wikinger von Iberdrola diente der MUKRAN PORT. Auf dem neu erschlossenen Areal werden die einzelnen Windenergieanlagen vormontiert und auf Installationsschiffe verladen. Der Hafen Rostock ist mit einer Fläche von mehr als 750 ha der größte Seehafen in Mecklenburg-Vorpommern. Unternehmen wie Liebherr, Nordex und EEW finden ideale Bedingungen für die Fertigung und Logistik von Großkomponenten für den Windenergiebereich.

Für die weitere Entwicklung ist es wichtig, Investoren und zukünftige Betreiber von Offshore-Windparks noch stärker mit der Maritimen Wirtschaft zu vernetzen. Werften, Zulieferer und Reeder sind dabei ideale Partner. Die benötigten Errichter- und Versorgungsschiffe, Kabelverleger und Umspannplattformen sind eine Chance für die Werften, ihre Leistungsfähigkeit zu demonstrieren und sich so im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Mit Bau der ersten Offshore-Konverter-Plattformen für Siemens Energy haben die Nordic Yards Werften in Rostock und Wismar erste Aufträge im Bereich Offshore-Windenergie umgesetzt. Mit dem Bau eines Offshore-Service-Schiffes wird bei Nordic Yards ein weiterer wichtiger Meilenstein beim Einstieg in dieses neue Marktsegment gesetzt. Der Netzbetreiber 50Hertz hat im Rostocker Fracht- und Fischereihafen sein Offshore-Lager errichtet, um von hier aus Ersatzteile und Geräte schnell auf Kabellege-Schiffe verladen zu können.

Die Erfolgsgeschichte der Windenergiebranche in Mecklenburg-Vorpommern wird weitergehen. Seien Sie dabei und werden Sie Partner eines starken Netzwerkes.